Manche Menschen können andere nicht mit deren Namen ansprechen. Einen Freund mit „Hallo Lukas.“ zu begrüßen oder „Stefanie!“ zu rufen, um auf sich aufmerksam zu machen, funktioniert nicht. Betroffene berichten von Ängsten und körperlichen und emotionalen Reaktionen beim Versuch Namen zu sagen. Diese Symptome führen zu Vermeidungsverhalten, wie es für Phobien und andere Ängste typisch ist. Manche Betroffene haben über viele Jahre hinweg bestimmte oder sogar jegliche Personen in deren Umfeld nicht mit deren Namen adressiert. Dabei scheinen diese Schwierigkeiten umso größer zu werden je näher die Beziehung ist, was auf einen Einfluss erlernter Bindungsmuster schließen lässt.
Wir nennen dieses noch weitgehend undokumentierte Phänomen Alexinomie. Alexinomie bedeutet „Keine Worte für Namen“. Unsere Forschung zielt darauf ab, die Alexinomie zu beschreiben und besser zu verstehen:
- Wie ist das subjektive Erleben, wer ist davon betroffen, warum kennt man es bisher nicht?
- Welche Auswirkungen hat die Alexinomie auf die betroffenen Personen und deren Umfeld?
- Wie viele Menschen sind davon betroffen, wie kann man Alexinomie diagnostizieren, was sind die neuronalen Grundlagen?
Weitere Informationen: www.alexinomie.org
Projektteam
Projektleitung:
Ass.-Prof. Thomas Ditye, MRes, PhD (thomas.ditye@sfu.ac.at)
Projektmitarbeiter:innen:
Alexis Bergert, BSc; Ricarda Freitag; Sara Jakaj, BSc; Mara Prisca, BSc; Univ.-Ass. Natalie Rodax, MSc; Anikó Szekó, BSc; Univ.-Prof. Dr. Peter Walla; Mag. Lisa Welleschik
Methode
Es werden qualitative Methoden in Form von Interviews und Online-Analysen zur explorativen Untersuchung der Alexinomie verwendet und darauf aufbauend kommen eine Reihe von quantitativen Verfahren (psychometrische Verfahren, Computerexperimente und neurophysiologische Verfahren) zum Einsatz.
Fragestellung(en) und Hypothesen
- Was ist Alexinomie: Subjektives Erleben; Auswirkungen auf den Alltag; Vermeidungs- und Kompensationsstrategien; Vulnerabilitätsfaktoren
- Verbreitung: Wer ist betroffen und wie viele Menschen sind betroffen
- Messung und Diagnostik: Entwicklung eines Verfahrens zur Messung der Alexinomie und des Schweregrads der Symptome
- Neuronale Grundlagen: Untersuchung der neurophysiologischen Grundlagen der Alexinomie mit EEG
- Zusammenhang der Alexinomie mit sozialer Angst, Identität und Bindung
- Auswirkungen auf Angehörige
Wissenschaftliche und praktische Relevanz
Die Forschung hat einen hohen Grad an Neuheit. Es handelt sich um ein bisher wissenschaftlich undokumentiertes Phänomen. Es gibt bisher keine emprischen Studien.
Projektlaufzeit
01/2021 – 12/2024
Veröffentlichungen
- Bergert, A., Welleschik, L., & Ditye, T. (2024). “Why can’t I say people’s names?” Alexinomia as a widespread psychological phenomenon. Acta Psychologica, 246, 104279. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2024.104279
- Ditye, T., Rodax, N., Welleschik, L. (2023). Alexinomia: The fear of using personal names. Frontiers in Psychology, 14:1129272. doi: 10.3389/fpsyg.2023.1129272
- Medienbericht Kurier – 01/2024 (PDF)
Bei Interesse am Forschungsprojekt wenden Sie sich bitte an thomas.ditye@sfu.ac.at